Das perfekte Home-Office – so fühlt es sich zu Hause an!
Zu Hause fühlen sich die meisten Menschen wohl. Hier entspricht die Einrichtung ihrem persönlichen Geschmack, der gut gefüllte Kühlschrank ist immer erreichbar, Bett und Sofa sind bequem. Auch wenn sich das erst einmal nicht so anhört, als wäre es für die Büroarbeit relevant: Eine entspannte Stimmung ist immer auch eine gute Stimmung. Und gute Laune ist der Konzentration förderlich.
Wer von zu Hause aus arbeitet, hat meist eine kleine Ecke im Wohnzimmer, im Flur oder im Esszimmer als Arbeitsplatz eingerichtet. Ein Schreibtisch, ein paar Regale mit Akten, Computer und Drucker reichen aus. Aber dieser Arbeitsplatz sieht so anders als der Schreibtisch im Großraumbüro, dass es zum Nachdenken anregt. Steht in der Firma häufig ein Bild der Familie auf dem Schreibtisch, vielleicht noch eine halbvertrocknete Topfpflanze und eine Kaffeetasse, so sieht es zu Hause ganz anders aus. Der Schreibtisch steht oft so, dass der Blick in den Raum geht. Zwischen Kaffeetasse, Papierstapel und Laptop liegen Spielzeugautos, die Tochter hat vielleicht ein Schulheft zur Unterschrift dort geparkt, die bessere Hälfte eine nette Notiz mit der Erinnerung an den leeren Hundefutter-Behälter hinterlegt. Oft erfüllen die Küchenkräuter auf der Fensterbank den Raum mit einem angenehmen Duft, Kinderlachen weht von der Schaukel im Garten herein, jemand singt unter der Dusche … Die gesamte Atmosphäre ist warm und menschlich. Soviel Nähe kann zwar auch ablenken, aber tatsächlich scheinen in den meisten Fällen die positiven Effekte zu überwiegen.
Einrichtung: Hell, funktional, nicht zu beengt
Auch wenn es sich sehr nach dem berühmten kreativen Chaos anhört: Im Home-Office wird hart gearbeitet. Denn es ist gar nicht so einfach, in einer privaten Wohnung den Raum für einen Arbeitsplatz zu schaffen – sowohl hinsichtlich des Platzangebots als auch mental. Die Einrichtung fällt entsprechend funktional aus: Drucker, Scanner und Aktenordner sind vom Schreibtisch aus erreichbar, lange Wege über Flure oder auf eine andere Etage gibt es nicht. Die Ellenbogen bleiben trotzdem frei: Selbst wenn das gesamte Home-Office nur 2 Quadratmeter Grundfläche hat, wählen die meisten Menschen die Einrichtung sehr geschickt aus. Was in der Fläche keinen Platz hat, wird in die Höhe gebaut. Gut durchdachte Computertische mit wegklappbaren zusätzlichen Ablageflächen, versteckten Schubladen und der unvermeidbare Rollwagen sorgen genauso für zusätzlichen Platz wie die bis unter die Decke reichenden Regale.
Tageslicht ist ein weiterer Faktor, der den Arbeitsplatz am Schreibtisch angenehmer macht. Sitzen Sie im Unternehmen an Ihrem Schreibtisch unter Neonröhren und lassen sich den Mief der Klimaanlage um die Nase wehen, steht der Schreibtisch zu Hause vermutlich keine zwei Meter vom nächsten Fenster entfernt – das Sie erstens mit Tageslicht und zweitens mit Frischluft versorgt. Wer auch abends oder am sehr frühen Morgen am Schreibtisch sitzt, hat oft eine kleine Lampe parat. Die Schreibtischlampe darf dann auch helles Licht im bläulichen Spektrum absondern, denn das unterstützt tatsächlich die Konzentration. Wer keine Konzentrationsprobleme hat, sondern eher schlecht abschalten kann, sollte dagegen gelbliche, warme Farben nutzen und eine entsprechende Lichtquelle bereitstellen.
Fokussiertes Arbeiten zwischen Spülmaschine, Windeleimer und Lego Mindstorms
Zu Hause stehen nun aber nicht Leistung im Vergleich mit Kollegen und das Erreichen von Arbeitszielen im Mittelpunkt, sondern Mensch und Familie. Wenn die Waschmaschine rattert, die Kinder sich kreischend mit Kissen bewerfen und die bessere Hälfte verzweifelt nach einer sauberen Teetasse sucht, ist die Konzentration schnell dahin. Wie schaffen es die Anhänger und Anhängerinnen von Work-Life-Blending nur, in so einem Umfeld qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten? Wie kann man sich zwischen Wäschebergen, Bügelbrett, jaulendem Hund und trompete-spielenden Nachbarn auf Excel-Tabellen konzentrieren? Tatsächlich ist das gar nicht so schwer. Wurde vor einigen Jahren noch befürchtet, dass die Arbeit im Home-Office zwischen Familie und Haushalt eher schlechtere Ergebnisse erzielt als im Großraumbüro, zeigen Studien jetzt, dass das Gegenteil der Fall ist. Warum ist das so?
Wer zu Hause arbeitet, kann sich Erwerbsarbeit, Beziehungspflege, Familienarbeit und Freizeit frei einteilen. Einen starren Achtstundentag gibt es nicht. Vielleicht sitzen die Erwachsenen morgens ab sechs Uhr schon am Schreibtisch und versüßen sich die E-Mails mit einem Morgenkaffee und einem Croissant. Bis die Kinder um acht Uhr in die Schule gehen müssen, sind bereits 1 1/2 Stunden Büroarbeit geleistet, es ist Zeit für eine Pause. Der Hund wird rausgelassen, ein bisschen Bewegung an der frischen Luft tut gut. Ein weiterer etwa dreistündiger Arbeitsblock folgt, dann ist Mittagessen angesagt. Danach kommen die Kinder von der Schule und wollen erst einmal versorgt werden – im Home-Office ganz stressfrei und gar kein Problem. Während nachmittags einige Familienmitglieder im Sportverein, in der Musikschule oder bei Freunden den Hobbys nachgehen, sind noch einmal zwei Arbeitsstunden möglich. Der Abend klingt gemeinsam mit Abendessen und einem Film aus. Sind die Kinder im Bett, können die Großen noch einmal ein bis zwei Stunden am Computer arbeiten – und sind sogar noch halbwegs konzentriert, denn die vielen und teils recht langen Pausen über den Tag laden den Akku immer wieder auf. Interessanterweise wird so nicht nur die geforderte Arbeitszeit abgeleistet, sondern die Zeit wird viel produktiver genutzt, die Arbeitsleistung steigt. Das bedeutet: In weniger Zeit wird mehr geschafft.
Natürlich sind solche strukturierten Tagesabläufe nicht in Stein gemeißelt. Auch im Home-Office kommen mal Telefonate, unerwarteter Besuch, kranke Familienangehörige oder ein besonders übellauniges Haustier dazwischen. Und es ist nicht immer einfach, sich die Arbeitszeit auch wirklich für die Arbeit frei zu halten. Gute Kommunikation und klare Regeln sind wichtig: Ist die Tür zum „Arbeitszimmer“ geschlossen, bitte nur stören, wenn es um Leben-und-Tod geht!
Tür zu, Feierabend? Auch möglich!
Wer Probleme beim Abschlagen hat und seine Arbeit nicht nur mit nach Hause, sondern auch mit in den Schlaf nimmt, sollte vor allem im Home-Office klar trennen. In diesem Fall ist es wirklich wichtig, das Dienst-Handy auszuschalten, den Laptop zuzuklappen und wegzuräumen, den Computer herunterzufahren und auszuschalten. Gibt es eine Tür zwischen Schreibtisch und Wohnung, muss die abgeschlossen werden – das hilft, den Arbeitstag auch geistig abzuschließen.
Hier wird allerdings auch deutlich, dass Arbeit und Privatleben sogar ohne Home-Office schwer ineinandergreifen. Denn wer kommt heute schon ohne dienstliches Smartphone (das gerne auch am Wochenende oder im Urlaub klingelt) und ohne Firmen-Laptop (der jeden Abend mit nach Hause genommen wird) aus? Work-Life-Blending ist keine neue Idee, sondern schon seit einigen Jahren Realität – auch wenn es niemand so nennt.